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Work-Life-Balance, ein modernes Wort
 
Work-Life-Balance, ein modernes Wort, das klingt, wie aus einer besseren Arbeits-Welt. Es ist derzeit sehr aktuell, alle reden davon, wenige können sich konkret etwas darunter vorstellen, aber es klingt gut ....
Work-Life-Balance bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. Es soll ein stabiles und ruhendes Gleichgewicht sein, echte Balance, und kein Drahtseilakt ohne Netz, bei dem man jede Sekunde darauf achten muss, nicht abzustürzen.


Belastungen – Stressoren – Mehrfachbelastung

Der größte und gesundheitsschädlichste Stressor ist Arbeitsplatzunsicherheit, weil diese eine reale existenzielle Bedrohung darstellt. Aber gleich danach kommen Schwierigkeiten bei der Koordination von Beruf und Familie. Das ist vor allem für Frauen ein Problem, da sie auch in der heutigen Zeit noch hauptverantwortlich für Hausarbeit und Kinderbetreuung sind, auch dann, wenn sie einer bezahlten Arbeit nachgehen, egal ob Teilzeit oder Vollzeit. In besonderem Ausmaß gilt das natürlich für alleinerzeihende Mütter. Dabei wirken sich gerade bei Frauen soziale Stressoren besonders negativ aus. Eine besonders schwere Belastung für Mütter ist z. B., wenn es Schwierigkeiten bei der Betreuung und Versorgung ihrer Kinder während der Arbeitszeit gibt, z. B. wenn ein Kind krank ist und nicht in den Kindergarten gehen kann, oder die Tagesmutter dann ihr Kind nicht betreuen kann oder will. Dann gilt es, innerhalb kürzester Zeit für geeigneten Ersatz zu sorgen, und dann auch noch rechtzeitig und fit am eigenen Arbeitsplatz zu erscheinen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass das eine massive Belastung darstellt. Zusätzlich kommt dann noch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz dazu, wenn die Mitarbeiterin gerade an diesem Tag wichtige Termine hat, sich aber aus Sorge um ihr Kind nur schlecht konzentrieren kann, sich eventuell verspätet, und es sich wieder einmal gezeigt hat, dass ‚Mütter eben nicht verlässlich und belastbar sind’. Noch negativer wird in Unternehmen wahrgenommen, wenn sich Mütter kurzfristig Pflegeurlaub nehmen müssen, und damit gänzlich bei ihrer Arbeit ausfallen. Somit wirken die beiden stärksten und gesundheitsschädlichsten Stressoren gemeinsam auf mehrfachbelastete Frauen ein: Arbeitsplatzunsicherheit und Probleme bei der Versorgung des eigenen Kindes. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Mütter von kleinen Kindern besonders schwer wieder einen Arbeitsplatz finden.
Natürlich stellt sich hier auch die Frage, warum auch heute noch weitaus mehr berufstätige Frauen als Männer hauptverantwortlich für Hausarbeit und Kinderbetreuung sind. Es stellt sich hier die Frage, woran die Gleichberechtigung scheitert, und warum die Geschlechtsrollen auch bei vielen doppelt-berufstätigen Paaren noch immer so traditionell aufgeteilt sind.

Unterstützung durch den Arbeitgeber bei der Organisation der Kinderbetreuung

Eine wertvolle Ressource ist es dann, wenn sich der Arbeitgeber für seine MitarbeiterInnen und ihr Wohlergehen verantwortlich fühlt, und seinen MitarbeiterInnen Unterstützung für den privaten Bereich anbietet. Immer mehr Firmen nehmen Dienstleistungen in Anspruch, die ihre MitarbeiterInnen bei der Organisation ihres Privatlebens unterstützen, vor allem dann, wenn für kleine Kinder Kinderbetreuungsplätze gesucht und organisiert werden müssen, oder ältere, pflegebedürftige Angehörige versorgt werden müssen. Auch im Notfall stehen diese Organisationen bereit und übernehmen das Organisatorische: Sie kümmern sich auch um qualifizierte und gute Betreuung für Kinder und pflegebedürftige Angehörige, wenn die übliche Betreuung ausfällt.

Flexible Arbeitszeiten im Sinn der Work-Life-Balance

Der zentrale Punkt bei Work-Life-Balance sind flexible Arbeitszeiten, wobei sich die ArbeitnehmerInnen die Lage und die Länge ihrer Arbeitszeit aussuchen können. Das wird in Österreich noch sehr selten versucht, mit dem Argument, das wäre im Unternehmen nicht möglich, weil flexible Arbeitszeiten mit dem Auftrag des Unternehmens nicht vereinbar wären. Es hat sich schon vielfach gezeigt, dass dieses diffuse Argument nicht stimmt. In Großbritannien z. B. gibt es viele erfolgreiche Beispiele, wie Unternehmen verschiedener Branchen flexible Arbeitszeiten eingeführt haben.

Mitarbeiter-Partizipation

Das wichtigste Kriterium für die erfolgreiche Einführung von flexiblen Arbeitszeiten im Sinn der Work-Life-Balance ist MitarbeiterInnen-Partizipation. Das Unternehmen gibt den MitarbeiterInnen die Gelegenheit, zu sagen, welche Arbeitszeit ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht. Gleichzeitig ist die/der MitarbeiterIn aufgefordert, sich zu überlegen, wie die Arbeit dann in der bisherigen Qualität und Quantität verrichtet werden kann, sodass es keine Einbußen bei der Produktivität gibt. Oft gibt es den Wunsch nach Teilzeit-Tätigkeit, in sehr flexibler Form: Die MitarbeiterInnen sagen, wie viele Stunden und zu welchen Zeiten sie arbeiten wollen, und müssen sich dann mit den KollegInnen so koordinieren, dass der Arbeitsprozess nicht beeinträchtigt wird. Oft gibt es sozusagen ein „Schichtmodell“, wobei eine Teilzeit-Kraft die andere ablöst. Dabei muss es natürlich auch eine überlappende Zeitspanne geben, wo die MitarbeiterInnen die wichtigen Informationen austauschen, sodass der andere MitarbeiterInnen problemlos die Arbeit weiter verrichten kann.

Vorteile der flexiblen Arbeitszeit

Die MitarbeiterInnen kommunizieren verstärkt, tauschen Informationen aus und können auch Entscheidungen gemeinsam treffen und mittragen. Das hat sich nicht als negativ und hemmend, sondern als sehr produktiv erwiesen, und eine viel intensivere Kommunikation zwischen den MitarbeiterInnen bewirkt. Gleichzeitig kann durch solche Arbeitszeit-Konstellationen die Servicezeit verlängert werden, die MitarbeiterInnen stehen manchmal länger zur Verfügung, als bei vorgegebenen Arbeitszeiten. Auf diese Art und Weise können darüber hinaus zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, und mehr Menschen haben die Möglichkeit, wieder ins Erwerbsleben einzusteigen, weil sie ihre Arbeitszeit weitestgehend ihren Bedürfnissen anpassen können. In Zeiten von Urlaub und Krankheit können sich die MitarbeiterInnen, die sich einen Arbeitsplatz teilen, gegenseitig vertreten, bzw. wird in dieser Zeit wenigstens 50% der Arbeit erledigt.

Nachteile der flexiblen Arbeitszeit

Zu den Nachteilen gehört, dass die Einführung und Implementierung nicht ganz einfach ist, weil auf sehr viele individuelle Bedürfnisse Rücksicht genommen werden muss. Außerdem darf diese Flexibilisierung niemals an den Bedürfnissen der MitarbeiterInnen vorbei gehen, wer hier nicht mitmachen möchte, darf nicht gezwungen werden. Hier ist die Personalvertretung gefragt, die in Form von Betriebsvereinbarungen darauf schaut, dass flexible Arbeitszeiten nicht auf Kosten der MitarbeiterInnen oder ihres Einkommens gehen.
Wenn ein/e MitarbeiterIn das Unternehmen verlässt, und die frei werdende Stelle und die dazugehörige Arbeitszeit nicht mit einer neuen MitarbeiterIn besetzt werden kann, muss man oft zur normalen fixen Vollzeit-Arbeit zurückkehren.
Wenn keine zusätzlichen MitarbeiterInnen aufgenommen werden können, die die restliche benötigte Arbeitszeit übernehmen, kann nur eingeschränkt flexible Arbeitszeit eingeführt werden. Dann kann ev. nur die Lage der Arbeitszeit angepasst werden.
Außerdem ergibt sich hier die Möglichkeit, einmal die Aufgabenverteilung und Arbeitsgestaltung näher anzusehen, und bei Bedarf anzupassen.
Metainfo:
Autor: Mag. Marion Venus; Copyright: One Health Forum; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 114270.2 (...Archiv); Publiziert am 15 Jul. 2004 15:20
 
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