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Psychische Belastung und Beanspruchung
 
Definitionen nach DIN EN ISO 10075-1
(Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung)

Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.

Beanspruchung ist die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien.

In diesem Sinne wird Belastung als Einwirkung auf den Menschen von außen verstanden, während Beanspruchung die individuelle Auswirkung bezeichnet. Belastung ist dabei als neutral zu sehen, nur die individuelle Beanspruchung ist als Maß heranzuziehen. Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht ist eine Vermeidung oder Ausschließung psychischer Belastung weder möglich noch wünschenswert. Wird Belastung somit nicht generell als negativ betrachtet, muss das Ziel nicht eine Minimierung, sondern eine Optimierung der Belastung sein. Ein Mindestmaß an Einwirkungen auf den Menschen ist lebensnotwendig, zu viel oder zu wenig Belastung kann jedoch krank machen.

Prominenteste Beispiele für psychische Belastung
  • Hohe Verantwortung

  • (Hoher) Zeitdruck

  • Überforderung durch Arbeitsmenge

  • Geringe Handlungsspielräume
Welche Interventionsmöglichkeiten gibt es bzw. welche Instrumente und Erhebungsverfahren werden für eine belastungsoptimierte Gestaltung von Arbeit eingesetzt?

Die Messbarkeit psychischer Belastung und Beanspruchung ist vor allem für die Evaluation von arbeitswissenschaftlichen Interventionen von Bedeutung. In der Praxis durchgeführt werden einerseits professionelle Belastungsanalysen, andererseits subjektive Arbeitsanalysen bis hin zur Erhebung von Empfindungen und Befindlichkeiten.

Um Belastung messbar zu machen, ist es jedenfalls erforderlich die Komponenten der Belastung zu isolieren und eine Kategorisierung bzw. eine Belastungsgruppierung vorzunehmen; wobei auch zwischen kurzfristigen und langfristigen Belastungsfolgen (beispielsweise das Burnout-Syndrom) zu unterscheiden ist. Darüber hinaus müssen bestimmte Gütekriterien festgelegt werden um Objektivität, Reliabilität und Validität der gemessenen Daten garantieren zu können.

Die empirische Erfassung psychischer Belastung und Beanspruchung kann methodisch mittels unterschiedlicher Ansätze verfolgt werden:
  • Beurteilung durch Experten (Begehung des Arbeitsplatzes, Monitoring der Arbeitsabläufe)

  • Experimentelle Versuchsmessungen bei variabler Belastung

  • Befragung der Beschäftigten
Die erste Methode repräsentiert das Konzept der Erfassung der "objektiven" Belastung, während die zweite Methode ein gängiges Verfahren in der Arbeitsphysiologie zum experimentellen Vergleich unterschiedlicher Arbeitsbedingungen darstellt. Die dritte Variante wird zumeist mittels standardisierter Fragebögen zur Erhebung der subjektiv wahrgenommenen Belastung in anonymisierter Form durchgeführt. Ein Beispiel für ein solches Fragebogeninstrument ist der COPSOQ (Copenhagen psychosocial questionnaire).


Im Rahmen der Podiumsdiskussion zu diesem Thema auf der GfA 2006 wurden aufgrund der Unschärfe der Problemstellungen berechtigte Zweifel an der grundsätzlichen Messbarkeit psychischer (mentaler, informatorischer) Belastung und Beanspruchung angemeldet, wobei der Terminus "Messung" hier insbesondere die Erhebung physiologischer Parameter kennzeichnet.


Quellen:
Podiumsdiskussion: "Psychische Belastung – was ist das eigentlich?" (GfA Tagung 2006)
F. Nachreiner, H. Schmidtke: "Vom Sinn und Unsinn der Messung psychischer Belastung und Beanspruchung" (Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 56/4-9, 2002)
M. Nübling, U. Stößel, H.-M. Hasselhorn, M. Michaelis, F. Hofmann: "Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen" (Fb 1058, Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)



Metainfo:
Autor: Rene Kauer; Copyright: ohc; Publiziert von: Rene Kauer (Kauer_Rene)
factID: 242663.9 (...Archiv); Publiziert am 11 Mai. 2006 19:28
 
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